Heilerde — Durch Mutter Erde heilen

Heilerde - Mutter Erde

Heilerde – Heilsame Erde

Heilende Erden wurden schon im Altertum sowohl innerlich als auch äußerlich als Heilmittel angewendet, und zwar in allen Erdteilen und in allen Kul­turen. Schon im alten Ägypten wurde der Schlamm des Nils bei verschiedenen Beschwerden verwendet. Auch Hildegard von Bingen führt verschiedene Erdarten in ihren Therapie -Empfehlungen auf.

Doch ähnlich wie andere ur­alte Heilmethoden geriet auch die Heilerde in Vergessenheit. Sie musste vor etwa 100 Jahren für unsere „zivilisierte“ Welt wiederentdeckt werden.

Ihre Anwendung wurde unter anderem von Sebastian Kneipp, dem „Lehmpfarrer“ Emanuel Felke (als Kind sah Felke, wie sich ein schwer verletzter Hund in Lehm wälzte. Nach ein paar Tagen waren seine Wunden verheilt) und Adolf Just propagiert. Letzterer war einer der bekanntesten Vertreter der naturheilkundli­chen Bewegung um 1900 herum. In seinem Buch „Kehrt zur Natur zurück“, Erstauflage 1896, bezeichnet er Erde als „wich­tigstes Heilmittel der Natur“. Just ist Gründer der »Heilerdegesell­schaft Luvos Just“ ‚ dem bedeu­tendsten Produzenten von Heilerde. In den folgenden Beschrei­bungen beziehe ich mich i.W. auf „Luvos – Heilerde“.

Äußerlich: Puder und Brei

Besagte Heilerde besteht aus naturreinem Löß, der verschiedene Mineralien und Spurenelemente enthält. Löß ist eine Art Staub, der sich während der Eiszeit auf der Erde abgelagert hat und größten­teils aus feinen Quarzkörnchen besteht. Löß ergibt einen sehr fruchtba­ren, hochwertigen Ackerboden.

Um den Löß als Heilerde aufzube­reiten, wird ihm Feuchtigkeit ent­zogen und er wird keimfrei gemacht durch Trocknung bei 130 Grad. Sodann wird der Löß gemah­len. Dabei gibt es unterschiedlich fein gemahlenen Löß, je nach An­wendungsgebiet. Doch gab und gibt es zahlreiche andere Erden, die auch zu Heilzwecken Verwen­dung gefunden haben, wobei sich jede einzelne Erde besonders be­währter Heilanzeigen rühmt.

Heilerde-Puder wird trocken angewendet bei nässenden Wunden und Verbrennungen. Durch den Puder werden Wundsekrete und Stoff­wechselprodukte gebunden. Die Verdunstung wird gefördert, und die Kühlung des ver­brannten Hautareals führt zu Schmerzlinderung.

Doch zumeist wird feuchte Erde verwendet in Form von Pflastern oder Verbänden. Wir setzen sie insbesondere ein bei rheumati­schen Erkrankungen, bei Hauter­krankungen wie Akne, Furunkeln, Ekzemen, Bartflechte sowie bei Verbrennungen, Geschwüren und eitrigen Wunden.

Dazu rühren wir die Heilerde mit kaltem Wasser oder auch Kräuterauszügen oder Tees zu einem Brei, tragen diesen auf die zu behan­delnden Hautflächen auf, decken mit einem Leinentuch ab und umwickeln mit einem Wolltuch. Die Erde bleibt bis zur Trocknung auf der Haut, was etwa eineinhalb bis zwei Stunden dauert.

Für Gesichtspackungen wird Heilerde etwa 1/2 cm dick aufgetragen. Hier beträgt die Einwirkzeit etwa 20 Minuten. Durch die Heilerde werden Stoffwechsel- und Krank­heitsprodukte gebunden und so­mit Entzündungen gehemmt. Die Hautdurchblutung und -versor­gung wird gefördert.

Bei rheumatischen Erkrankungen wirkt sich die tief wirkende Heilwärme günstig aus.

Bindet Gift und Säuren

Die Eigenschaften der Heilerde bei der innerlichen Anwendung sind Entgiftung und Entsäuerung, denn sie kann Säuren und Zerset­zungsprodukte binden.

Aufgrund dieser Fähigkeit können aber auch Medikamente gebun­den und in ihrer Wirkung gestört werden. Deshalb sollte man zwi­schen Einnahme von Medikamen­ten und Heilerde etwa zwei Stun­den verstreichen lassen. Anson­sten bestehen keine Gegenanzei­gen gegen die Einnahme. Es kön­nen weder Nebenwirkungen noch Vergiftungserscheinungen auftre­ten, selbst wenn die Dosierungs­empfehlung (morgens und abends ein Teelöffel auf 1/2 Tasse Wasser) weit überschritten wird. Falls Sie den Sand zwischen den Zähnen nicht so sehr schätzen: Heilerde gibt es auch in Kapseln.

Sodbrennen wird in ausgezeichne­ter Weise von Heilerde beeinflusst, indem sie die überschüssige Salzsäure des Ma­gens bindet. Blähungen werden oft schnell erleichtert, weil Heilerde die Gas bildenden Zersetzungsprodukte aufnimmt, Durchfälle werden zuverlässig behan­delt, weil Heilerde neben Flüssig­keit auch krankheitsauslösende Giftstoffe bindet.

Darüber hinaus wenden wir Heilerde innerlich an bei Magen- Darm -­Entzündungen, Magenschleim­hautentzündungen, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren, aber auch, dies allerdings unter vor­sichtiger Dosierung und ständiger Beobachtung, neben bewährten Naturheilverfahren bei speziellen Darmerkrankungen wie Colitis ul­cerosa und Morbus Crohn.

Interessanterweise kann die Heilerde sowohl bei Durchfall als auch bei Verstopfung und Darmträgheit eingesetzt werden, wobei auf aus­reichende Flüssigkeitszufuhr ge­achtet werden muss.

Ergänzen möchte ich noch, dass sich auch Tiere innerlich und äußerlich mit Erde oder Schlamm behandeln, wenn sie Beschwerden mit ihrer Verdauung oder Haut haben.

Kein Allheilmittel

Wenn Sie nun aufgrund dieses Ar­tikels Zutrauen zur Wirkung der Heilerde gefasst haben und einen Selbstversuch wagen möchten, dann bedenken Sie doch bitte:

Heilerde ist kein Wunder- und All­heilmittel. Insbesondere bei chro­nischen Erkrankungen sollten Sie die Anwendung von Heilerde mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker ab­sprechen.

Auch die Ursache akuter Erkran­kungen sollte geklärt werden, wenn keine kurzfri­stige Besserung eintritt.