Restless-Legs — Unruhige Beine
Rastlos bis in die Zehenspitze
Menschen mit sitzenden Berufen kennen das unbändige Bedürfnis, sich zu bewegen und zu laufen. Nach einer langen Reise tritt dieses Gefühl ebenfalls auf. Es gibt aber auch Menschen, die diesen Bewegungsdrang nicht nur in bestimmten, verständlichen Situationen verspüren, sondern ständig davon gequält werden. Sie leiden unter einer Krankheit, die den
englischen Begriff „Restless-Legs-Syndrom“ trägt, zu deutsch: Unruhige-Beine-Syndrom. Viele der Betroffenen suchen erst spät Hilfe, weil sie befürchten, für Simulanten gehalten zu werden.
Das Restless-Legs-Syndrom
- Die Patienten müssen hin- und herlaufen, im Sitzen mit den Beinen wippen, und sogar während des Schlafens treten und zucken ihre Beine.
- Typischerweise bestehen unangenehme Missempfindungen in den Beinen von etwa der Mitte des Oberschenkels bis zur Mitte des Unterschenkels. Es handelt sich hierbei nicht um richtige Schmerzen, auch nicht um Taubheit oder Kribbeln, sondern es ist in etwa das Gefühl des Krabbelns von Würmern im Innern des Beines. Meistens treten diese Missempfindungen zum Abend hin und in der Nacht auf.
- Die Empfindungen sind in beiden Beinen zu spüren. Temperatur und Wetter scheinen keinen Einfluss auf das Syndrom zu haben. Zeitweise sind die Patienten beschwerdefrei, dann treten die Symptome zum Teil über Wochen und Monate wieder auf.
- Frauen sind häufiger als Männer betroffen. In etwa einem Drittel der Fälle lässt sich eine familiäre Häufung finden. Die meisten Fälle haben jedoch eine ungeklärte Ursache.
- Das Restless-Legs-Syndrom kann selbst im Kindesalter schon auftreten. Daran sollte gedacht werden, wenn ein Kind nachts häufiger sein Bett zerwühlt.
- Das Restless-Legs-Syndrom kann auch in Folge einer Schwangerschaft oder verschiedener Krankheitsbilder auftreten. Dazu zählen u.a. Wirbelsäulenbeschwerden und Diabetes.
Botenstoff fehlt
Die medizinische Wissenschaft geht davon aus, dass die Ursache für das Restless-Legs-Syndrom eine Störung des Dopaminstoffwechsels im menschlichen Gehirn ist. Dopamin ist ein Botenstoff, der die Information zwischen verschiedenen Strukturen im Gehirn übermittelt. Eine Störung des Dopaminstoffwechsels finden wir im Übrigen auch bei der Parkinson-Erkrankung. Beim Restless-Legs-Syndrom sieht die medizinische Versorgung so aus, dem menschlichen Organismus das Dopamin medikamentös wieder in ausreichender Menge zuzuführen. Meist lässt sich beobachten, dass hiermit zumindest teilweise die Symptome behoben werden können, allerdings nur so lange, wie die Medikamente eingenommen werden.
Behandlung — Therapie
Im Laufe meiner Praxistätigkeit habe ich zahlreiche Patienten mit unruhigen Beinen homöopathisch behandelt. Dabei wird nicht nur die vorliegende Symptomatik berücksichtigt, sondern auch nach den Ursachen und Auslösern gesucht. Wesensmerkmale sowie die Lebensumstände des Patienten spielen bei der Auswahl des passenden Medikamentes eine wichtige Rolle.
Homöopathie
- Zincum wird benötigt von Patienten mit chronischen Erkrankungen, bei denen Zittern, Zuckungen und unruhige Füße auftreten. Häufig zeigt ihr blasses Gesicht eine Anämie (Blutarmut) an. Im Krankheitsfalle fühlen sie sich äußerst schwach. Auffallend bei
Zincum-Patienten ist, dass sie sehr geräuschempfindlich sind. Die Beschwerden bessern sich, wenn Absonderungen und Hautausschläge auftreten. Bei den Betroffenen sind die Füße in dauernder Bewegung und können nicht still gehalten werden. Zudem sind die Fußsohlen außerordentlich empfindlich. Erwachsene Patienten und auch Kinder schreien während des Schlafens, Körper und Gliedmaßen zucken, sie wachen erschreckt auf. - Spanische Tarantel (Tarantula). Wir kennen alle den Vergleich „wie von der Tarantel gestochen“, und so äußert sich auch das Arzneibild. Die Patienten leiden unter äußerster Ruhelosigkeit und müssen dauernd in Bewegung sein. Sie reagieren sehr empfindlich auf Musik und die Gesellschaft anderer Menschen. Auffällig sind plötzliche Stimmungswechsel. Einige Patienten müssen zwanghaft gähnen. Zudem machen sie mit den Beinen ungewöhnliche Bewegungen, die sich nicht steuern und kontrollieren lassen.
- Rhus toxicodendron (Giftsumach). Auch Patienten, die dieses Mittel benötigen, klagen über Unruhe und Getrieben-Sein. Oftmals leiden sie unter rheumatischen Beschwerden, die durch Bewegung gebessert werden. Im Schlaf wechseln sie ständig ihre Lage und scharren mit Händen und Füßen, in denen sie Taubheit, Ameisenlaufen, Krabbelgefühl und Vibrieren verspüren.
- Medorrhinum benötigen Patienten mit starker Störung und Reizbarkeit des Nervensystems. Die Patienten sind immer in großer Eile, die Zeit vergeht ihnen zu langsam. Sie sind nervös und unruhig. Im Dunkeln fürchten sie sich und haben das Gefühl als ob jemand hinter ihnen sei. Die Beine sind schwer, schmerzen die ganze Nacht und können nicht still gehalten werden. Beim Gehen knicken die Knöchel oft um und werden verstaucht. Fersen und Fußballen sind sehr empfindlich, die Fußsohlen schmerzen. Bei manchen Patienten kann auch krampfhaftes Händewringen beobachtet werden.
- Ferrum, das Eisen, benötigen junge, schwächliche Personen, die anämisch, also blutarm, sind. Auch diesen Patienten sind leichte Geräusche unerträglich. Zudem sind sie erregt durch leichtesten Widerspruch. Ferrum gleicht den Eisenmangel wieder aus und bringt auf diese Weise die nervösen Symptome zum Verschwinden.
- Arsenicum album (Arsen) – Patienten weisen Zittern, Zucken, Krämpfe, Schwäche, schweresUnbehagen in den Beinen und auch den Armen auf. Sie sind ruhelos und voller Angst, besonders nachts. Im Schlaf verändern sie ständig ihre Lage. Besonders um Mitternacht haben sie große Angst vor dem Tod. Ihre Unruhe treibt sie aus dem Bett, sie können nicht länger liegen.
- Sulfur-Patienten haben häufig zitternde Hände und Füße. Nachts brennen ihre Fußsohlen und die Hände. Sie sprechen, rucken und zucken während des Schlafes und sind schlaflos zwischen 2 und 5 Uhr. Sie verspüren Unruhe in den Beinen, Bettwärme ist dabei unerträglich und die Füße werden herausgestreckt.
Bachblüten
- Cherry Plum (Kirschpflaume) ist das Mittel der Wahl, wenn die Patienten eine große Unruhe verspüren. Häufig haben sie das Gefühl, auf einem Pulverfass zu sitzen und kurz vor der Explosion zu sein. Sie haben auch Angst vor Kurzschlusshandlungen. Cherry Plum ist das Mittel bei zwanghaften Handlungen aller Art.
- Rock Rose (Heckenrose). – Patienten sind vor Angst ruhelos und panisch, insbesondere in der Nacht. Schlaflos oder von Alpträumen geplagt, werfen sie sich im Bett hin und her, strampeln mit den Beinen und schreien im Schlaf auf.
In der Symptomatik des Restless-Legs-Syndrom drücken sich Angst, Anspannung, Unruhe und Aggressionen aus. Danach richtet sich auch die ganzheitliche Behandlung.
Gelingt es, den Patienten in seine Mitte zu bringen und zu entspannen, dann verschwindet auch die Symptomatik der unruhigen Beine.