Schwitzen – Transpirieren – Hyperhydrosis
Ständig schweißgebadet
Schweiß dient nicht nur der Wärmeregulation des Organismus. Übermäßiges Schwitzen kann auch ein Hinweis auf bisher nicht erkannte Krankheiten oder seelische Probleme sein.
Der heiße Sommer hat die meisten Menschen kräftig ins Schwitzen gebracht. Das ist eine völlig normale Reaktion unseres körpereigenen Kühlsystems auf hohe Temperaturen. Wird es dem Organismus zu warm, gibt er Schweiß an die Haut ab, der beim Verdunsten eine kühlende Wirkung erzielt.
Es gibt eine Reihe Faktoren, die die Schweißproduktion in Gang bringen. Manche Menschen leiden plötzlich unter starkem Schwitzen ohne erkennbare Ursache. Sie quälen sich ständig mit schweißnassen Händen oder Füßen herum. Dieses übermäßige Schwitzen ist nicht nur körperlich unangenehm sondern hat auch soziale Folgen. Aus Angst vor unangenehmem Körpergeruch oder vor dem berüchtigten „feuchten Händedruck“ sind viele Schweißpatienten gehemmt und ziehen sich zurück.
Geruch gibt Hinweise
Durch mehr als zwei Millionen Drüsen gibt unser Körper Schweiß ab. Er dient nicht nur der Wärmeregulation bei warmem Wetter oder bei starker körperlicher Belastung, . sondern bildet auf der Haut auch einen Säureschutzmantel, der das Wachstum von Keimen hemmt. Besonders viele Schweißdrüsen befinden sich in den Handinnenflächen und an den Fußsohlen. Danach folgen Kopf und Rumpf. Männer schwitzen stärker an Händen und Füßen, während Frauen vermehrt in den Achselhöhlen schwitzen.
Schweiß besteht hauptsächlich aus Wasser, Harnstoff, Harnsäure und einigen anderen Stoffen. Normalerweise ist das leicht saure Körpersekret bei gesunden Menschen geruchlos. Krankheiten können die Zusammensetzung des Schweißes verändern. Für den Heilpraktiker ist dieser veränderte Geruch ein wichtiges Leitsymptom, das ihm Hinweise auf die Erkrankung des Patienten und deren Behandlung gibt. Durch die Aktivität von Bakterien werden stark riechende Buttersäuren gebildet, und der Schweiß bekommt eine unangenehme Duftnote.
Suche nach Ursachen
Bei starker Anstrengung kann der Körper über die Schweißdrüsen bis zu zwei Liter Flüssigkeit pro Stunde an die Haut abgeben. Gesteuert wird dieser Vorgang unbewusst über Zentren im Zwischenhirn und im Rückenmark. Im Zwischenhirn findet auch ein Wechselspiel zwischen Körper und Psyche statt. Das heißt:
Bestimmte Stressfaktoren und Gefühle bekommen hier einen direkten Einfluss auf die Funktionen unseres Körpers, eben auch auf die Schweißproduktion.
Anamnese
Der Heilpraktiker wird seinen Patienten also fragen, in welchen Situationen er ins Schwitzen kommt und wie stark die Schweißausbrüche sind. Daran orientiert sich die Behandlung bzw. an der Beseitigung der Grunderkrankung.
Emotionale Ursachen
- Aufregung
- Stress
- Angst und Furcht
- Öffentlicher Auftritt
- Gefühlsausbrüche
Körperliche Ursachen
- Hormonelle Störungen
- Nerven- und Stoffwechselstörungen
- Schilddrüsenüberfunktion
- Gicht
- Wechseljahre
- Tuberkulose (Nachtschweiße)
- Arzneimittel (Cortison, Salicylsäure u. a.)
- Tabak und Alkohol
- Übergewicht
Tipps zur Selbsthilfe
Manchmal lässt sich die übermäßige Schweißproduktion durch Veränderungen der Lebensgewohnheiten mindern. Übergewichtige sollten abnehmen. Bei der Auswahl der Speisen und Getränke sind stark gewürzte Gerichte sowie Alkohol möglichst einzuschränken. Die Medikamenteneinnahme ist kritisch zu prüfen und lässt sich in Absprache mit dem Arzt möglicherweise umstellen. Wichtig ist luftige Kleidung aus Baumwolle oder Mikrofasern, die den Schweiß aufsaugt. Das gilt auch für die Socken. Lederschuhe und Sandalen sind Schuhen aus Kunststoff oder Gummistiefeln vorzuziehen.
Regelmäßige Kneipp‘sche Anwendungen sowie Sport wirken sich sehr positiv aus. Fußschweiß lässt sich durch Bäder mit Eichenrindenextrakt (in der Apotheke erhältlich) lindern.
Patienten, die unter nervös bedingtem Schwitzen leiden, empfehle ich, Entspannungsverfahren zu erlernen. Dazu zählt beispielsweise Autogenes Training. Manchen Patienten sind beruhigende Tees mit Baldrian, Hopfen, Melisse oder Johanniskraut anzuraten.
Behandlung — Therapie
Bei übermäßigem Schwitzen ohne eindeutige behandelbare Ursache setzt die Schulmedizin Behandlungsverfahren mit teilweise erheblichen Nebenwirkungen ein. Dazu zählt die Therapie mit Medikamenten, um die Steuerung der Schweißproduktion über das vegetative Nervensystem zu beeinflussen. Nebenwirkungen dabei sind beispielsweise Mundtrockenheit, Verstopfung, Blasenentleerungsstörungen und Störungen der Anpassungsfähigkeit der Augen.
Schlägt die medikamentöse Behandlung nicht an, werden bei manchen Patienten Schweißdrüsen operativ entfernt oder bestimmte Nervenfasern im Rückenmark durchtrennt, was jedoch nicht ungefährlich ist.
In der Naturheilkunde sind zur Behandlung des übermäßigen Schwitzens verschiedene Heilverfahren und -mittel bekannt. Dazu zählt beispielsweise die Gewürzpflanze Salbei. Salbei in Form von Tee oder Kapseln hat eine schweißhemmende Wirkung und ist gut verträglich.
Übermäßiges Schwitzen lässt sich sehr gut homöopathisch behandeln. Dabei wählt der Heilpraktiker das Mittel in Abhängigkeit von der Grunderkrankung oder Grundverfassung des Patienten aus.
Homöopathie
Beispiele für homöopathische Mittel
- Calcium carbonicum — Patient schwitzt nur am Kopf
- Cantharis — Schweiß riecht wie Urin
- China — Starkes Schwitzen bei geringster Bewegung, Patient ist berührungsempfindlich, oftmals schlechte Erholung von einer Erkrankung
- Conium — Starkes Schwitzen direkt nach dem Einschlafen
- Ferrum phosph. — Patient ist blass, blutarm, schwach, Nachtschweiße mit Erschöpfung
- Jaborandi — Hormonell bedingtes Schwitzen (durch Wechseljahre, Schilddrüsenerkrankungen, andere Hormonstörungen)
- Mercurius sol. — Ständiges Schwitzen, Haut ist wie von Wasserfilm überzogen, übel riechender Schweiß, Patient geschwächt
- Nitricum acidum — Schweißgeruch wie Pferdeurin
- Pulsatilla — Schweiß nur auf einer Körperhälfte
- Sambucus — Schwitzen nur im wachen Zustand
- Thuja — Schweiß an unbedeckten Körperteilen
- Veratrum album — Patient schwitzt, obwohl er eigentlich friert
Potenzierung (Wirkungsgrad) und Dosierung des Mittels müssen vom Behandler individuell festgelegt werden.